Es ist kein Zufall, dass ein großer Teil der in Deutschland und Österreich tätigen Franchisesysteme nicht erfolgreich ist. Die Ursachen für mangelhafte Expansion sind vielfältig, manche sind hausgemacht, andere sind konzeptbedingt und die meisten ließen sich durchaus kurzfristig beheben. Wenn man die Ursachen beseitigen will, gilt es, die „Erfolgsgeheimnisse“ der großen Systeme nutzbar zu machen: Bestimmte Fehler müssen vermieden, bestimmte Erfolgsfaktoren eingesetzt und Franchising richtig verstanden werden. Im vorliegenden Teil 1 geht es vor allem um zwei gefährliche Rückkoppelungswirkungen, die typischerweise den Expansionserfolg verhindern.
Erfolg ist relativ. Weil Unternehmen unterschiedliche Ziele haben, versteht jeder etwas anderes darunter. Mit diesem Vorbehalt kann man sicherlich sagen, dass einem Franchisesystem, dass nach mehreren Jahren seines Bestehens mit 20 oder 30 Franchisenehmern nur regionale Bedeutung erlangt hat, kein überragender Erfolg zu bescheinigen ist. Franchising ist ein Expansionsmodell. Es ist die vordringliche Funktion eines Franchisesystems zu wachsen, bis in denjenigen Gebieten bzw. Ländern, in denen der Franchisegeber die Vermarktung organisieren möchte, eine ausreichende Betriebsdichte erreicht worden ist, bis die Marktpositionen besetzt sind und bis für Wettbewerber wenig Raum mehr geblieben ist. Wenn man von speziellen Konzepten einmal absieht, die bereits mit einer Handvoll Systembetriebe ein mittelgroßes Land wie Deutschland abdecken wollen, können wir uns sicherlich darauf verständigen, dass eine Größe von 20 oder 30 Franchisenehmern bei einer nur regionalen Bedeutung nach mehreren Jahren Systemaufbau keine überragende Erfolgsgeschichte darstellt. Das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Tatsächlich handelt es sich um einen verheerenden Fehlschlag: Im Regelfall können Franchisegeber-Unternehmen, die ein eher kleines System mit 20 oder 30 Franchisenehmern führen, nicht ausreichend wirtschaftlich sein. Selbst wenn sie sogar Gewinne erzielen, ist die Verzinsung des eingesetzten Kapitals dermaßen unterinteressant, dass sich keine Investoren einfinden. Damit wird ein Zustand zementiert, der häufig eine der Anfangsursachen für die Erfolglosigkeit war: Es fehlt dem Franchisegeber an Eigenkapital, was wiederum die Ursache für die anhaltenden Schwierigkeiten ist, Fremdkapital zu beschaffen. Obwohl das alles naheliegend ist, obwohl es nur ausgesprochen werden muss, scheint sich ein großer Teil der in Deutschland und Österreich gegründeten Franchisegeber-Unternehmen mit dieser Lage arrangiert zu haben; es wird praktisch nie darüber gesprochen und es wird daran nichts geändert. Mehr noch: In jedem Jahr entstehen neue Franchisesysteme, die in die gleiche Falle laufen. Diese Franchisegeber sind erfolglos; ihre Systeme funktionieren nicht. Statt dies zu ändern wird über Fairness oder andere Nebenaspekte debattiert.1 Dabei ist der Ausweg zum Greifen nah: Richtig organisierte Expansion und ein zielstrebiger Markenaufbau sind der Weg, um Erfolg zu haben; eine gewisse Kapitalstärke des Franchisegebers einmal unterstellt. Die US-amerikanischen Franchisegeber machen es vor: Bei richtiger Anwendung ist ein Franchisesystem ein enormer Hebel, um Wert der Anteile der Gesellschafter exponentiell zu steigern. Expansion und schneller Markenaufbau sind tatsächlich möglich, wenn man Franchising erst einmal richtig verstanden hat und das Franchisesystem entsprechend organisiert und führt. Nachfolgend werden einige der entscheidenden Faktoren für ein erfolgreiches und nachhaltiges Systemwachstum dargestellt: Wir wollen das einmal die „Erfolgsgeheimnisse der großen Franchisesysteme“ nennen, obwohl daran in Wahrheit nichts Geheimnisvolles ist. Die meisten dieser Erfolgsfaktoren liegen auf der Hand. Einige lassen sich relativ einfach umsetzen, andere erfordern eine grundsätzlich andere Herangehensweise und manche sind – weil es an den finanziellen Grundlagen fehlt – nicht in jedem System erreichbar. Dabei sollte es sich von selbst verstehen, dass die Liste von Problemursachen und Erfolgsfaktoren in Teil 1 und 2 dieses Beitrags nicht abschließend ist; Quartal für Quartal werden in dieser Zeitschrift andere Autoren zusätzliche Ratschläge geben, wie Franchisesysteme erfolgreich gemacht werden können... weiterlesen